Es wird immer moderner, Finanzierungsanfragen im Internet, also quasi anonym, zu stellen. Mittlerweile bieten auch Immobilien-Handels-Plattformen entsprechende Dienstleistungen an. Sinn soll sein, dass die Kundenanfrage in eine Art Börse kommt und der Kunde dann für sich das beste Angebot rauspickt. Schön und gut. Aber Achtung!
Die durch die standardisierten Anfragen transportierten Daten reichen bei Weitem nicht aus, um ein für den Kunden verbindliches Angebot abgeben zu können. Wer sich also auf solche Angebote verlässt, ist verlassen. Muss es sogar sein. Warum:
Die Zinskonditionen orientieren sich bei allen Banken an dem von der jeweiligen Bank festgestellten Risiko. Dieses Risiko wird von den vielen Banken jeweils, auch bei gleichen Grunddaten zu Personen und Objekten, unterschiedlich gesehen. Hier gibt es keine Schablonen mit Allgemeingültigkeit, sondern jedes Bankinstitut hat seine eigene "Schablone".
Wenn also nicht alle individuellen Parameter des Kunden zur Finanzierung bekannt sind, kann auch keine Kondition oder gar Kreditbereitschaft angeboten bzw. suggeriert werden. Die abgefragten Eckdaten wie Geburtsdatum (ist es im Internet überhaupt richtig angegeben), Netto-Einkommen (was ist das überaupt genau?), Kaufpreis und Finanzierungsbedarf (sind die Nebenkosten berücksichtigt? Sind Renovierungs-Modernisierungskosten dabei, wenn ja, in welchem Verhältnis), usw., reichen einfach nicht aus oder man muss wissen, dass das abgegebene Angebot wahrscheinlich das Papier (oder die Datei) nicht wert ist.
Ich gebe ohne einem persönlichen Gespräch mit dem Kunden keine Angebote ab. Denn meine Fachkenntnisse und meine Kenntnise über die Ankaufsparameter der verschiedenen Banken kann ich nur zu Gunsten des Kunden anwenden. wenn ich alle Details kenne. Dann aber kommt auch ein verbindliches, also ggf. nutzbares Angebot raus. Die Verpflichtung des Kunden beginnt übrigens erst mit Unterschrift auf einem Vertrag. Also viel später.
Wettbewerbsrechtlich genügt es meines Wissens, ein Angebot abzugeben, das grundsätzlich umsetzbar wäre. Die detailierte Prüfung der Verhältnisse des Kunden, dem das Angebot gegeben wird, ist nicht notwendig. An solchen Blendungen beteilige ich mich nicht.
Die Höhe des Zinssatzes ist wichtig zu wissen, aber nicht das allein Wichtigste!! Die Nebenbedingungen können so gestaltet sein, dass ein vermeintlich günstiger Zinssatz sich schnell als Trugschluss zeigt. Hier ist wieder der unabhängige Fachmann gefragt.
Viele große Vermittlungsgesellschaften, mit und ohne akademischem Titel im Namen, gehören bereits Banken, die Meisten sogar einer einzigen. Diese werben im Internet am "Lautesten", aber sind die noch unabhängig? Interessant ist auch, dass alle freien Makler und sogar Geschäftsbanken,, auf den selben Finanzierungsplattformen unterwegs sind.
Also kann nur die Qualität der Eingabe, also des Fachwissens und die Kenntnis der individuellen Gegebenheiten, den Unterschied bringen.